Eine Beziehung zum Kind aufbauen.
Im ersten Teil dieses Artikels haben wir das Konzept der Bindung und ihre Entstehung betrachtet und sowohl sichere als auch unsichere Bindungsstile und deren Entwicklung untersucht. Auch wenn das Verständnis dieser Stile wichtig ist, fragen sich viele Eltern: 'Was ist der nächste Schritt?'
Wenn es um die Beziehung zwischen Eltern und Kind geht und dabei verborgene Probleme aufgedeckt werden, erzählen Eltern oft während Beratungen von ihren Erfahrungen. Eine Klientin schilderte ihren inneren Konflikt so: "Es fühlt sich an, als würde ich jeden Tag zwischen zwei Kräften hin- und hergerissen. Da ist die vernünftige Seite, die genau weiß, was ich tun sollte. Aber dann gibt es diese instinktive Seite, die viel stärker ist. Es ist ein Wirbelsturm meiner Gefühle, der mich mitreißt, bis ich plötzlich wieder von Schuldgefühlen überwältigt bin, weil ich mein Kind angeschrien habe."
Tatsächlich ist Schuld ein tiefgehendes Gefühl, das aufkommt, wenn wir uns selbst ehrlich betrachten. Es erfordert Mut, doch die Erfahrung zeigt, dass Selbstverbesserung und innere Ordnung große Belohnungen mit sich bringen. Die Vorteile gehen über unseren engsten Kreis hinaus—Partner, Kinder—und bereichern uns auf einer ganz persönlichen Ebene. Indem wir uns mit unserer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen und unser inneres Selbst pflegen, schaffen wir einen fruchtbaren Boden – für unser eigenes Wachstum und das unserer Kinder.
Oft fragen Eltern, wie sie die Bindung zu ihrem Kind stärken können. Mein Rat: Konzentriere dich auf die kleinen, aber wichtigen Dinge, die wir manchmal übersehen. Zeige Mitgefühl – spüre in Gesprächen die Gefühle deines Kindes nach. Höre wirklich zu – leg deine Aufgaben beiseite, schau deinem Kind in die Augen und nimm wahr, was es dir mitteilt. Führe einen echten Dialog – beteilige dich aktiv, erzähle Geschichten, erkläre und beantworte Fragen. Genießt gemeinsame Spielzeit. Lobe und erkenne die Bemühungen deines Kindes an: „Gut gemacht!“, „Du schaffst das!“
Tipp: Frag dein Kind nach seinen Interessen – welche Aktivitäten möchte es gerne mit dir teilen? Es erfordert Mut, aber es lohnt sich! Oft sind unsere Vorstellungen viel größer als die eigentlichen Wünsche unserer Kinder. Vielleicht ist es etwas ganz Einfaches wie ein Spieleabend, Rollenspiele, gemeinsam einen Film schauen oder einen Schneemann bauen – das sind nur einige Möglichkeiten. Am wichtigsten ist, dass dein Kind erlebt, wie seine Wünsche mit dir zusammen Wirklichkeit werden. Und denk daran: Es geht nicht nur ums Fragen, sondern auch ums aktive Mitmachen und ihren Traum wahr werden lassen!
Spielt gemeinsam! Für viele Eltern ist das gemeinsame Spielen mit ihrem Kind eine Herausforderung. Wichtig ist, sich daran zu erinnern, dass es darum geht, beiden Freude und Erfüllung zu schenken. Überlege, ob vielleicht der andere Elternteil auf natürliche Weise leichter ins Spiel findet. Und denke daran: Spielen kann viele Formen annehmen – es geht darum, die Art des Spiels zu finden, die zu dir passt. Wenn Rollenspiele mit Puppen nicht dein Ding sind, probiere Brettspiele, Bewegungsspiele oder Gedächtnisübungen aus. Selbst ein einfaches Wortspiel während der Autofahrt, bei dem jeder das letzte Wort mit dem letzten Buchstaben des vorherigen beginnt, kann Spaß machen. Es gibt unzählige Spielmöglichkeiten – das Wichtigste ist, herauszufinden, was euch verbindet, und diese Freude mit deinem Kind zu teilen.
Jede Mutter und jeder Vater wünscht sich, ein selbstbewusstes und unabhängiges Kind großzuziehen. Doch oft nehmen Kinder ihre eigenen Erfolge oder ihren besonderen Wert erst dann wahr, wenn wir als Eltern sie anerkennen und bestärken. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Kinder die Welt zum „ersten Mal“ erleben und viele Situationen ganz neu für sie sind. Denken wir zum Beispiel an ein Kind, das gerade lernt, Handschuhe anzuziehen. Wenn wir erkennen, dass das eine neue Herausforderung für unser Kind ist, wird klar, wie wichtig unsere Unterstützung, Ermutigung und unser Lob für seinen Lernprozess sind. Wenn wir mit Begeisterung reagieren – und feiern, wenn es einen Handschuh über die Hand bekommt – stärken wir sein Selbstvertrauen. Solche Anerkennung, wie „Du hast es geschafft!“, festigt den Erfolg und motiviert dazu, die Aufgabe mit Freude zu wiederholen. Das Kind verinnerlicht ein Gefühl von „Ich kann das!“, was seinen Glauben an sich selbst stärkt. Nimm dir also die Zeit, die Bemühungen deines Kindes wahrzunehmen und zu kommentieren; solche Worte stärken nicht nur eure Bindung, sondern auch das Selbstwertgefühl deines Kindes.
Autorin
Kristine Salmiņa
Klinische und Gesundheitspsychologin / Spezialistin des Psychologiezentrums AUGT