PARENTAL STRESS and SELF-CARE

ELTERLICHER STRESS und SELBSTFÜRSORGE

Um diesen ersten Blogbeitrag zu starten, tauchen wir in ein Thema ein, das nicht nur ernst, sondern auch für alle Eltern von entscheidender Bedeutung ist. Es ist sicher zu sagen, dass Erziehungsstress eine universelle Erfahrung ist; mir fällt niemand ein, der das nicht irgendwann in seinem Leben erlebt hat. Auch wenn der Begriff vielleicht relativ neu ist, reicht seine Existenz weit über unser unmittelbares Bewusstsein hinaus. Lasse uns das Wesen des elterlichen Stresses entschlüsseln und seine Ursprünge verstehen. Das ultimative Ziel ist es, gemeinsam Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie wir mit diesem komplexen Thema umgehen und Selbstfürsorge in den Vordergrund stellen können.

Elternstress – oder warum ist es heutzutage so schwer, Mama oder Papa zu sein?

Der Begriff Elternstress tauchte in der Psychologie erst in den 1970er Jahren auf. Früher lag der Fokus bei Problemen oder auffälligem Verhalten eines Kindes meist nur auf dem Kind selbst – die Eltern wurden kaum einbezogen. Heute betrachten wir das Ganze im Zusammenhang mit der Familie. Man kann sich eine Familie wie eine gut geölte Maschine vorstellen: Ein System, in dem Kind und Eltern wichtige Bausteine sind, die gemeinsam ein einzigartiges Gefüge mit eigenen Eigenschaften und Lebenszyklen bilden.

Elternsein bringt so einige Herausforderungen mit sich. Auch wenn es heute viele Hilfsmittel und Angebote gibt, die den Alltag erleichtern sollen – von Windeln und fertigen Kindermahlzeiten bis hin zu Babysittern und Putzdiensten – bleibt die Verantwortung für die Kinder groß. Wir leben in einer Zeit, in der wir auf unzählige Ressourcen zurückgreifen können: Expertenrat, bequeme Transportmöglichkeiten, das riesige Informationsangebot im Internet und die Vernetzung über soziale Medien. Trotzdem ist die Rolle als Mama oder Papa anspruchsvoll, besonders für diejenigen, die ihre Elternschaft mit viel Engagement und dem Wunsch angehen, die bestmöglichen Begleiter für ihre Kinder zu sein.

Elternstress ist ein relativ neuer Begriff, der in psychotherapeutischen Praxen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Immer mehr Eltern suchen Unterstützung bei Fachleuten, um Herausforderungen rund um die Kindererziehung zu meistern und innere sowie äußere Belastungen anzugehen. Dazu gehören Gefühle von Erschöpfung, Ausgebranntsein oder einfach das Gefühl, ausgelaugt zu sein – was es schwer macht, den Alltag mit all seinen elterlichen Aufgaben zu bewältigen. Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Eltern sich Hilfe holen, um die Komplexität des Elternseins besser zu bewältigen. Doch nicht allen fällt es leicht, offen über ihre Gefühle zu sprechen. Ich kann das gut nachvollziehen, denn wir alle sind von unserer eigenen Kindheit geprägt – oft mit dem Drang, nach außen hin alles perfekt erscheinen zu lassen, während wir unsere inneren Kämpfe lieber verbergen. Als wir aufgewachsen sind, lag der Fokus oft darauf, wie unsere Familie nach außen wirkte, statt sich wirklich mit dem auseinanderzusetzen, was hinter verschlossenen Türen passierte.

  1. Warum entsteht Elternstress und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?

    Elternstress entsteht aus dem Kern von ELTERN SEIN:

    1. Eltern spüren den Druck von große Veränderungen in sich selbst, im Alltag und in Beziehungen. Dazu kommen die neuen Aufgaben, die das Elternsein mit sich bringt. Dieses kleine Menschlein ist komplett auf die Erwachsenen angewiesen – je jünger das Kind, desto mehr innere Anspannung spüren die Eltern. Elternsein ist kein 9-bis-5-Job; es ist ein Rund-um-die-Uhr-Einsatz. Es gibt kein Feierabend und keinen Urlaub vom Elternsein. Unsere Aufmerksamkeit ist 24/7 gefragt. Wie schön wäre es, einfach mal eine Pause einzulegen, ein bisschen Zeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu haben. Stell dir einen Moment der Ruhe vor, in dem niemand an dir zieht, schreit oder einen Wutanfall hat. Stell dir vor, du könntest eine Tasse Kaffee genießen – warm, nicht lauwarm – und dabei entspannt deine Lieblingsserie schauen. Oder ein ganz normales Gespräch mit deinem Partner führen, ohne Unterbrechungen, während du ein Kind tröstest. Solche Situationen sind schon für sich genommen eine Herausforderung, egal ob das Kind ruhig oder unruhig ist.

    Der Schlafrhythmus des Kindes spielt eine entscheidende Rolle. Schläft dein Kind tief und fest, oder stören vielleicht neurologische Probleme seinen Schlaf – und damit auch deinen eigenen? Dauerhafter Schlafmangel macht alles schwieriger: Man wird ungeduldig, gereizt und lässt den Frust manchmal am Kind aus. Das führt dann oft zu Schuldgefühlen, Selbstvorwürfen und dem festen Vorsatz, es beim nächsten Mal besser zu machen – aber der Kreislauf wiederholt sich. Viele von uns kennen das, denn Schlafmangel geht an die Substanz.

    Deshalb kann es passieren, dass Eltern durch die ständige Verantwortung ausbrennen. Der Stress wird noch größer, wenn man ein sehr kleines Kind betreut – dann tauchen viele Fragen auf, wie man ein noch besserer Elternteil sein kann, besonders beim ersten Kind. Im Herzen wollen wir doch alle gute Eltern sein, oder?

    Stress kann sich auch einschleichen, wenn zwei oder mehr kleine Kinder im ähnlichen Alter sind und dadurch besonders viel Aufmerksamkeit und Fürsorge von den Eltern verlangen. Er zeigt sich, wenn ein Kind krank ist oder Herausforderungen im Kindergarten oder in der Schule hat. Solche Situationen sind ziemlich belastend und erfordern zusätzliche Kraftreserven. Und nicht zu vergessen: Es gibt auch besondere Fälle, wie zum Beispiel Kinder mit Behinderungen, die natürlich noch mehr Fürsorge und Einsatz von den Eltern brauchen.

    1. Eine weitere Stressquelle ist die hohen Ansprüche, die wir an uns selbst stellen. Besonders wenn Sie dazu neigen, perfektionistisch zu sein und es Ihnen schwerfällt, mit dem Erreichten zufrieden zu sein. Ich kenne diese Gefühle gut. Wir alle möchten die perfekten Eltern sein, unseren Kindern das Beste geben und sie vor den schwierigen Erfahrungen bewahren, die wir selbst als Kinder gemacht haben. Aber egal, wie sehr wir uns bemühen – Perfektion in der Erziehung ist unmöglich. Es wird immer Situationen geben, die wir nicht vorhersehen, kontrollieren oder lösen können. Statt einem unerreichbaren Ideal hinterherzulaufen, möchte ich Ihnen einen wichtigen Begriff in der Elternschaft mitgeben: ausreichend gute Mama und ausreichend guter Papa. Ein ausreichend guter Elternteil zu sein, ist mehr als genug – Sie müssen nicht perfekt sein!

    Denken Sie daran: Je höher die Ansprüche, desto mehr Energie und Ressourcen stecken Sie hinein, um ihnen gerecht zu werden. Heutige Eltern wissen, wie wichtig es ist, investieren in ihre Kinder – das ist eine entscheidende Investition. Schenken Sie Ihre Zeit, Energie, Gedanken und Aufmerksamkeit. Ein guter Elternteil zu sein, ist ein wichtiger Teil von Ihnen.

    1. Eltern stellen oft fest, ihre eigenen Erinnerungen und Erfahrungen aus der Kindheit, besonders die traumatischen, wieder auftauchen wenn sie selbst Eltern werden. Oft kommen Mütter und Väter zu mir als Psychotherapeutin und suchen Unterstützung bei den emotionalen Herausforderungen, die nach der Geburt eines Kindes auftreten – dazu gehört auch die postpartale Depression, die sowohl Frauen als auch Männer betreffen kann.

    Längst vergessene Kindheitserinnerungen können den Alltag eines Elternteils stark beeinflussen. Unbewusst taucht plötzlich alles wieder auf, was man seit der Geburt mit den eigenen Eltern erlebt hat. Das bedeutet doppelten Stress: Einerseits muss man sich in die neue Rolle als Elternteil einfinden und mit den damit verbundenen Gefühlen umgehen, andererseits tauchen alte, oft ungelöste und nie wirklich gefühlte Emotionen auf, die im Kontakt mit dem eigenen Kind wieder hochkommen.

    Diese intensiven Gefühle können sich als starke Intoleranz, Wut, Ärger, Panik, Verzweiflung, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Depression, Leere und als Unfähigkeit zeigen, das Weinen eines Kindes auszuhalten oder positive Gefühle zu zeigen – manchmal sogar als Hysterie. Solche Emotionen deuten oft darauf hin, dass sie nicht nur mit der aktuellen Situation zusammenhängen, sondern mit Erfahrungen aus der Vergangenheit, die besondere Aufmerksamkeit brauchen. Es ist oft schwer, Gefühle von heute von denen aus der Vergangenheit zu unterscheiden, besonders wenn man sich vorher nicht mit den eigenen Kindheitserlebnissen auseinandergesetzt hat. Auch wenn es beängstigend wirken mag, in die Vergangenheit zu schauen, empfehle ich jedem Elternteil, die eigenen Kindheitserfahrungen mit einer Fachperson zu besprechen, um sich selbst und die eigenen Gefühle besser zu verstehen und damit umzugehen.

    1. Informationsflut und die Fülle an Auswahlmöglichkeiten in der wir uns wiederfinden. Vielleicht hast du schon Geschichten von Eltern, Großeltern oder Verwandten gehört, die von früher erzählen, als Haushalt, Kinder und sogar ein Bauernhof scheinbar leichter zu bewältigen waren. Solche Anekdoten sind zwar interessant, blenden aber oft die Herausforderungen des modernen Elternseins aus – besonders, wenn die Erzähler selbst keine kleinen Kinder haben.

    Früher wurde das Großziehen von Kindern nicht so ausführlich diskutiert oder in den Mittelpunkt gestellt. Eltern waren vor allem Lehrende und kümmerten sich um das Nötigste wie Kleidung, Essen und Sauberkeit. Wichtige Entscheidungen – etwa zur Geburtsmethode, zum Stillen, Schnuller, Tragetuch, zur Art der Ernährung, zu Impfungen, Kinderärzten, Kindergartenbesuch und mehr – wurden meist von den Älteren getroffen oder einfach gesellschaftlichen Normen gefolgt, ohne viel zu hinterfragen.

    Im Gegensatz dazu stehen Eltern heute vor ganz anderen Herausforderungen. Sie tragen die volle Verantwortung, weil sie Entscheidungen seltener abgeben. Sie müssen eine Fülle an Informationen auswerten, was oft zu Stress und Unsicherheit führt. Die Auswahl scheint endlos: Natürliche Geburt oder Klinik, ausschließlich stillen oder zufüttern, Homöopath oder klassischer Kinderarzt, Baby-led Weaning oder Brei, Kindergarten oder Babysitter, Sport fördern oder künstlerische Talente unterstützen?

    Jede Entscheidung bedeutet automatisch, viele andere Möglichkeiten aufzugeben. Das Bewusstsein darüber erhöht den Druck, denn Eltern wissen, dass ihre Entscheidungen großen Einfluss auf die Zukunft ihres Kindes haben. Die Verantwortung ist enorm und der Entscheidungsprozess kann überwältigend sein.

    Verschiedene Faktoren führen dazu, dass Eltern heute beim Großziehen ihrer Kinder mehr Stress empfinden. Es ist wichtig, die individuellen und sozialen Besonderheiten jeder Familie zu berücksichtigen, denn sie beeinflussen das Wohlbefinden aller Familienmitglieder maßgeblich. Auch wenn dieser Blog einige der häufigsten Stressfaktoren anspricht, sollte man die vielfältigen Herausforderungen, denen Familien begegnen, nicht außer Acht lassen.

    So anspruchsvoll das Elternsein auch ist, gibt es keine Lebenserfahrung, die mehr Erfüllung schenkt, als Mama oder Papa für das eigene oder ein Pflegekind zu sein. Zu sehen und aktiv mitzuerleben, wie ein Kind wächst und sich entwickelt, und zu spüren, wie sich die investierte Zeit und Fürsorge auszahlen, gibt ein unvergleichliches Gefühl der Zufriedenheit. Diese tiefe Erfüllung ist ein starker Antrieb, der Eltern motiviert, sich immer weiter für ihre Kinder zu verbessern.

    Autorin

    Liva Spurava

    Gestalttherapeutin / Gründerin des Psychologiezentrums AUGT

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